Weshalb nachhaltiger Werbeanbau für die Landwirte Sonja und Peter mehr ist als nur eine Vision. Ein Interview.
Bauern interessieren sich nicht für ökologischen Logoanbau und verrückte Visionen eines Start-ups? Von wegen! Start-up-Gründer Christian Seebauer im Interview mit Nebenerwerbslandwirt Peter Haidmeier und seiner Frau Sonja. Wie üblich unter Landwirten in der Du-Form.
Christian | Peter, als du aus dem Traktor ausgestiegen bist, warst du jetzt nicht so begeistert davon, dass ich dich als Fremder einfach so aufgehalten und angesprochen habe … |
Peter | (lacht) Na ja, ich war ja am Feld mitten in der Arbeit. Und wie ein Bauer hast du jetzt auch nicht gerade ausgesehen! |
Christian | Ich wollte einfach wissen, ob ein x-beliebiger Landwirt auf seinem Feld auch ein Logo anbauen würde. Also ob man einen Bauern überhaupt einfach so ansprechen könnte und ob er mir überhaupt zuhören würde. |
Sonja | Jedenfalls hat Peter mich sofort angerufen und von dieser Wahnsinns-Idee erzählt. Da war einer, der will Logos auf unserem Erlenanger anbauen. |
Christian | Warum nicht? |
Sonja | Ganz genau. Die Idee hat uns elektrisiert. Peter und mir war sofort klar, dass das eine ganz große Sache ist, ein Blick ganz weit nach vorne. Etwas, das uns aus der Lage des unsichtbaren Bauernhofs befreien könnte. Ein Ding, das so groß ist, dass man es gar nicht auszusprechen wagt. |
Peter | Ja, weil es ja nicht nur ums Geld geht, sondern weil wir als Landwirte einfach überhaupt gar keine Chance mehr haben. Null Chance. Als Nebenerwerbslandwirt kämpfst du doch nur noch um die nackte Existenz und weißt nicht mehr, wie es morgen weitergeht. Und jetzt sind wir Gott sei Dank nicht ganz klein und haben relativ viele Flächen. |
Christian | Was baut ihr an? |
Sonja | Die Frage ist doch, was bleibt davon übrig? Und eine andere Frage ist: Können wir überhaupt noch anbauen, was wir gerne möchten? Ehrlich gesagt waren da die letzten Jahre schon so, dass man diese Fragen fast schon ausblenden muss. Um deine Frage zu beantworten, wir bauen genau das an, was du auf jedem anderen Feld eben auch so siehst. |
Christian | Also Mais, Weizen, Kartoffeln und so? |
Peter | Je nachdem, was halt gerade gefordert wird. Im Prinzip ist ja heute alles total festgelegt. Aber immerhin: Ab und zu machen wir auch mal ein paar Experimente mit neuen Sachen, einfach, weil es Spaß macht und auch ein klein wenig Freiheit bringt. |
Christian | Du arbeitest aber ja auch noch in einer Bank? |
Peter | Ja. (schweigt) Alles zusammen passt schon. Sonja hat ja auch noch den Hofladen. |
Christian | Zurück zu unserer Vision: Logos auf Feldern anzubauen. |
Peter | Die finde ich unglaublich gut und realistisch. Ein Feld ist ja etwas ganz Reales. Eine Fläche, die man sehen und bearbeiten kann. Und sie ist riesig im Vergleich zu einer herkömmlichen Werbefläche für Plakate oder so. Und sie ist echt. (schweigt) Ja, unsere Felder sind echt. Und sie stellen eine natürliche Verbindung zwischen den Konzernen und uns Landwirten her. Ein Konzern will nachhaltig sein. Und ich als Landwirt möchte dafür auch wahrgenommen und respektiert werden. Für Sonja und mich war sofort klar: Wir sind auf jeden Fall dabei. GEOXIP verändert die Welt. |
Christian | Da haben wir noch nicht über Preise oder mögliche Aufträge gesprochen. Das war ja alles noch total am Anfang, ich wusste ja noch gar nicht … |
Sonja | Stopp. Als Landwirte wissen wir doch nie, wie das Wetter morgen wird, wie die Weizenpreise übermorgen sein werden und ob das Feld was abwirft. Was wir hier sehen, ist einfach eine riesengroße Chance. Eine, die deshalb sehr real werden wird, weil sie einen echten Markt und eine echte Marge hat. Und auch, weil sie fair und extrem konsequent zu Ende gedacht ist. Hier profitieren alle Parteien von der gleichen Sache. Parteien, die sich in den vergangenen Jahrzehnten um Lichtjahre voneinander entfernt haben. Hier der Bauer. Dort der Konzern. Und ein paar wenige, die in der Oberliga mitspielen können. |
Christian | Sonja, „Finanzchefin” bist ja eher du. Darf ich das so sagen? |
Sonja | (lacht) Ja. Das ist so bei uns. Und es funktioniert gut so. |
Christian | Dann darf ich dich auch fragen, was ich dir für ein 4 ha großes Feld bezahlen müsste, um darauf temporär einmal Werbung anzubauen? |
Sonja | Christian, du kennst ja den Weizenpreis selbst. Es geht doch darum, dass wir einfach unglaublich viel Freude daran hätten, auf unseren Feldern auch einmal ein Logo anzubauen. Dann sehen wir schon. Wichtig ist ja auch, dass das dann technisch einwandfrei klappt und dafür seid ja ihr zuständig! |
Christian | (schmunzelt) Vielleicht werde ich ja irgendwann doch noch zum Landwirt. Was wir mitbringen, ist unser Know-how und auch unsere Erfahrung als Entwicklungs-Ingenieure. Beim Logoanbau für die Internationale Automobilmesse IAA in München haben wir einen Schriftzug auf einem 90.000 Quadratmeter großen Feld angebaut und dabei eine Umrissgenauigkeit von 4,5 Zentimetern erreicht. Zudem haben wir die Konturen nicht gepixelt, sondern, wie ein Maler dies tun würde, wie mit einem Pinselstrich in verschiedenen und fließenden Richtungen angebaut. Machart und Konturfluss sieht man aus der Luft. |
Peter | Denke ich mir oft, wenn ich stundenlang Felder pflüge. Stunden, Tage, Wochen. Lebensjahre. Wie würde das ein Betrachter von oben eigentlich in allen Dimensionen sehen? Wie klein wäre ich da? Und wäre mein Werk sichtbar? Diese Fragen stelle ich mir seit Jahrzehnten, wenn ich ganz alleine da draußen bin. Und auch, was wäre, wenn ich ein „Hello“ als Spur fahren würde. Wäre da jemand, der meine Sorgen hören – äh, sehen würde? |
Sonja | Peter, ich glaube nicht, dass Christian deine Sorgen interessieren … |
Christian | Er hat mich in Gedanken gerade ganz weit entführt. Mit dem Mountainbike habe ich manchmal ähnliche Gedanken. Dann lasst uns doch etwas malen … |
Peter | Und wenn wir keinen Konzern finden? |
Christian | Wir finden einen! Wir finden viele. Garantiert. |
Peter | Und wenn nicht? |
Christian | Dann malen wir etwas und lassen es wachsen! |
Sonja | … sind wir sofort dabei! |
Christian | Auf unserer Onlineplattform wollen wir dann Landwirte mit Konzernen zusammenbringen. |
Sonja | Peter wird euch da gerne helfen. An Feldern mangelt es nicht. |
Peter | Und an Elan auch nicht. |
Christian | Zum Schluss noch eine persönliche Frage. Was verbindet ihr mit der Natur auf euren Feldern? |
Sonja | Absolute Liebe und eine tiefe Verbindung zu den Werten falsch und richtig. |
Peter | Stimmt. Aber auch eine Last. Und in diesem Moment eine große Vision. Endlich wieder einmal. |
Ein Interview vom 07.04.2021.