Das Start-up GEOXIP baut Logos mit Blumen- und Wildblumen an.

Bild: GEOXIP AG

Nachhaltige Werbung auf Feldern – im Gespräch mit GEOXIP über Blumenlogos und Chancen für alle

INTERVIEW | GEOXIP sät Logos auf Felder aus. Die Idee, mithilfe von Wildblumen auf Feldern zu werben, ist ökologisch sinnvoll – das Stichwort lautet hier Biodiversität. Die Wildblumenaussaat bindet mehr CO₂ als der herkömmliche Ackerbau und die Pflanzenvielfalt wird erweitert, wodurch wiederum Insekten wie Bienen profitieren. Das Ganze geschieht mithilfe modernster Technik, die nicht gegen, sondern für die Natur eingesetzt wird. GEOXIP ist aktuell auf der Suche nach Investor*innen und Partner*innen. Im Interview erfahren wir mehr über das Startup und die Chancen, die es schafft.

Die Idee für das Startup GEOXIP hatte Dipl.-Ing. Univ. Christian Seebauer schon während seiner Diplomarbeit über den Einsatz von GPS in der Landwirtschaft. Und von dieser Idee profitieren alle: Für Unternehmen wird green storytelling immer wichtiger. Das Werbebudget ist da, dabei ist Greenwashing aber ein Tabu. Der Anspruch ist es, einen wirklich nachhaltigen Beitrag zu leisten. Auch für Landwirte und Landwirtinnen eröffnen sich neue Perspektiven, denn der Ertragswert für den Werbeanbau ist hoch, was z. B. neue Chancen für den Bio-Anbau eröffnen kann. Und das Wichtigste – Die eigentliche Gewinnerin ist und bleibt die Natur.

Grüne Startups: Lieber Christian, dein Öko-Hightech Startup GEOXIP baut Logos und Slogans mit farbigen Blumen auf Feldern an. Dieses Vorhaben begeistert nicht nur Unternehmen, sondern auch die Natur. Wie entstand die Idee der Gründung und welche Mission hattet ihr dabei?

Christian Seebauer: Technik nicht gegen, sondern für die Natur einzusetzen, ist einfach naheliegend. Wir brauchen dazu aber auch die Marktteilnehmer, die die Natur als große Bühne sehen und der Biodiversität mit uns einen Geldwert geben. Und hier ändert sich gerade sehr viel. Die Vision, statt intensiver Monokultur etwas zu wagen und bunte Öko-Logos als Bodenbilder anzusäen, kam mir vor langer Zeit während meiner Diplomarbeit. Als Student der Elektro- und Informationstechnik ging es in meiner Arbeit um den Einsatz von GPS in der Landtechnik. Es ging mit Laptop und Gummistiefeln auf die Felder. Irgendwann träumte ich und sah in Gedanken riesige Bodenbilder vor mir. Ich bekam Gänsehaut und wusste: Sowohl Landwirte als auch die Natur verdienten sooooo viel mehr: Spektakuläre Bodenbilder mit blühenden Wildblumenmischungen werden lebendige Natur auf Feldern zurückbringen. Sie werden Landwirten/innen Aufmerksamkeit und Wertschätzung bringen. Sie werden Vielfalt und BIO-Diversität in großem Maßstab „salonfähig“ machen. All das hat mich nie losgelassen und ich verdanke es meinen Töchtern Stella und Selina, die mir vor drei Jahren sagten: Papa, das ist etwas Gutes. Mach es!

Und ich verdanke es so vielen guten Freunden, die spontan begeistert waren, gemeinsam ein Öko-Hightech Startup zu gründen. Sie alle sind als Aktionäre/innen Teil von GEOXIP. Unsere Mission ist glasklar: High-Tech für echte Biodiversität und Wertschätzung einsetzen. Dabei sind wir keine Träumer, sondern Macher: Der globale Werbemarkt hat aktuell ein Volumen von 850 Milliarden US-Dollar, der deutsche Werbemarkt 47 Milliarden Euro. Dieses Geld nehmen bekannte Marken in die Hand, um zu werben. Nichts davon war bisher nachhaltig. Und nichts davon kam bisher irgendwie in der Natur oder bei Landwirten an. Das ändern wir gerade. Die Natur profitiert. Landwirte profitieren. Marken profitieren. Und: Jeder, der als Aktionär/in Teil von uns ist, bewegt etwas. Das treibt uns an.

V.l. Dipl. Ing. FH Thomas Lichtenstern und Dipl.-Ing. Christian Seebauer mit Landwirt Stefan Harrer (Bild: GEOXIP AG).

Welche Technologie steckt konkret hinter der Umsetzung eurer Feldwerbung? 

Mit heutiger Technik wie GPS, RTK (Real Time Kinematic) und Section-Control kann man bereits sehr viel machen. Vieles wurde bisher jedoch „rein ertragsorientiert“ entwickelt.  Wildblumen-Logoanbau ist hier noch absolutes Neuland. Über technische Verfahren für Biodiversität und Wildblumenaussaat (Feinsaat), gleichzeitige Mehrsaat-Verfahren oder gar über Vector-Seed® – also hochpräzise Ansaatverfahren in beliebigen Kurven, Texturen und Formen (Vektoren) – hat sich bisher kaum jemand Gedanken gemacht. Einfach deshalb: Weil der Markt der Monokultur den Preis diktiert und Bio-Kreativität bisher keinerlei Marktwert hatte.

Gerade aber sehen wir eine sehr tiefgreifende Veränderung im Denken großer Marken hin zur Notwendigkeit einer echten „Nachhaltigkeit“. Mit bloßem „Greenwashing“ kommt keiner mehr durch. Extremen Veränderungsdruck erzeugen neben der Gesetzgebung („Blühstreifen“), selbstbewusste Verbraucher/innen und natürlich auch die junge Generation: Sie lehnen nämlich rigoros ab, wie rücksichtslos wir mit unserem Planeten Erde umgegangen sind. Und: Sie opponieren gegen Marken und Konzerne.

Ein Investment in GEOXIP ist nicht nur eines in neue Technik, sondern auch eines in gemeinsame Wertvorstellungen, in nachhaltige Veränderung und in Biodiversität.

Bis zu 4,5 cm Genauigkeit auf 10 Ha wurden hier bereits beim Pflügen erreicht (Bild: GEOXIP AG).

Das Startup wurde während Corona ohne jegliches Fremdkapital als Aktiengesellschaft gegründet. Neben Freunden und Familie beteiligen sich nur nachhaltig orientierte Anleger*innen. Warum sollte man bei euch investieren? 

Vielleicht, weil es bewegt und einen echten Sinn gibt. Weil jeder als Aktionär/in selbst Teil von uns werden kann. Das Konzept ist mit einem einzigen Foto erklärt und in wenigen Sekunden verstanden. Wollen wir es tun? Dann geben wir der Natur und Biodiversität einen bezifferbaren Marktwert. Und: Weil es die Möglichkeit, in der Startphase eines Startups als Aktionär/in selbst mit dabei zu sein, wahrscheinlich gar nicht so oft im Leben gibt. Wir sind im Augenblick etwa 40 Aktionär/innen, fast jeder ist mit jedem per Du, jeder kennt unsere Mission, viele sind selbst schon über unsere Felder gelaufen! Und jeder hat neben rein finanziellen Interessen auch Visionen im Leben: z. B. Nachhaltigkeit selbst anzugehen und aktiv etwas zu verändern.

Um zu wachsen und etwas noch viel Größeres zu bewegen, brauchen wir Kapital und Unterstützer/innen. Eine Aktie kostet im Augenblick noch unter 100 Euro. Zeichnen kann man bereits ab 3.000 Euro.

In unserem Beitrag wird unsere Startup-Szene mit der in Israel verglichen. Du selbst hast einen Bestseller bei NATIONAL GEOGRAPHIC über den Israel National Trail, einen der härtesten Fernwanderwege der Welt, geschrieben. Zu Fuß durch die Wüste Negev. Ganz allein. Und absichtlich ohne Geld. Warum nimmt man diese Reise auf sich? Und wie hast du Israel in puncto Nachhaltigkeit erlebt? 

Weder die Wüste Negev bei 48 Grad noch bis zu 72 Kilometer lange Tagesetappen mit vielen Höhenmetern waren die Herausforderung. Sondern: Auf dem Weg das Herz zu öffnen und wieder zu erlernen, Bitte und Danke zu sagen. Man wird demütig. Dankbar. Was ich mir so nie hätte vorstellen können: Dass mir bei einem geschenkten Stück Brot Tränen in die Augen schießen und dass mich Gefühle völlig überwältigen. Auch hätte ich es nie für möglich gehalten, dass ich da draußen in der Wüste „Selbstgespräche“ mit einer kleinen Blume führen werde, oder im Nahal Yemin Canyon einen Baum umarmen werde und ihn Jahre später noch einmal besuchen komme. Es gibt für all das kein „warum“. Auch nicht für ein Startup. Es ist ein gemeinsamer Weg mit all jenen, die ihn mitgehen möchten.

Israel ist als High-Tech-Schmiede extrem innovativ, offen und unglaublich nachhaltig ausgerichtet. In keinem anderen Land der Welt wurden so viele Hundert Millionen neue Bäume gespendet und gepflanzt, wie hier. Innovationstreiber sind hier der JNF-KKL – Israels größte grüne Organisation und die Universitäten von Haifa und Tel Aviv. Viele grüne Patente, z. B. für extrem sparsame Bewässerungssysteme, cleveres Restwasserrecycling, Renaturierung und zur Nutzung von Biodiversität stammen aus Israel.

In Tel Aviv treffen sich junge Leute mit irre guten Ideen im Straßenkaffee, sprechen über ihre grüne Vision und ihr Konzept. Am Nachbartisch sitzen vielleicht ein paar ältere Leute, hören gespannt zu und kurze Zeit später gründen alle zusammen ein Startup. In Israel ist es ganz normal, privat in ein oder mehrere Startups zu investieren.

Einfach die Initiative ergreifen, Leben und selbst Regie übernehmen, das können wir uns von Startup-Nationen wirklich abschauen.

Der Logoanbau mit Wildblumen beschert viele bunte Bienenweiden (Bild: GEOXIP AG).

Wie reagieren eigentlich große Konzerne auf Eure Idee?

Wir rennen da offene Türen ein. Man darf nicht vergessen: Da sitzen ja echte Menschen, die in ihrer Freizeit alle selbst gerne draußen in der Natur sind und sich mit ihr absolut verbunden fühlen. Das Interesse, wirklich ehrlich nachhaltig zu sein, ist also nicht nur ein Konzernbedarf, sondern auch etwas, was Entscheider ganz persönlich bewegt.

Wir bringen Natur und unterschiedliche Standpunkte endlich sinnvoll zusammen. Denn Nachhaltigkeit und Biodiversität gehen uns alle etwas an. Und Nachhaltigkeit findet nicht im Internet statt. Sondern im Freien direkt unter unseren Füßen. Wenn die Natur durch uns einen zusätzlichen Marktwert bekommt, können wir gemeinsam bestimmen und verändern. Willkommen an Bord. Willkommen bei GEOXIP.

Vielen Dank für das Interview, Christian!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an GEOXIP stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

de_DEGerman